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Grundlagen betriebswirtschaftlicher Software ©


1) Objektverwaltung (Stammdaten)
2) Prozessverwaltung (Bewegungsdaten, Transaktionsdaten)
3) Wissensverwaltung (Auswertung, Kontrolle, Steuerung)
4) Abgrenzung der Bereiche (ERP, CRM)
5) Grundlegende Funktionen

Vorbemerkung:

Grundlagen betriebswirtschaftlicher Software sind Inhalte, sind Daten und Kontexte. Je weiter die Entwicklung von Software voranschreitet, umso weniger einschränkend sind technische Bedingungen und umso schneller ändern sich die Verhältnisse.

Deshalb werden im Folgenden weder die jeweils modernen technischen Lösungen diskutiert noch die ständig sich verschärfende Schnittstellenproblematik oder Architekturkonzepte, Techniken, Sicherheitsrisiken oder gesetzliche Anforderungen.

Nur der betriebswirtschaftliche Geschäftsprozess zählt.

1) Objektverwaltung (Stammdaten)

Information ist wiederholbarer, identifizierbarer Prozess und erfordert deshalb immer Identifizierbarkeiten mit definierten Zuständen: Objekte wie Währungen, Länder, Kunden oder Artikel. Werden diese in den Geschäftsprozessen mehrfach verwendet, ist es sinnvoll, sie als eigenständige Einheiten mit denjenigen Eigenschaften zu versehen, die in den Geschäftsprozessen in irgendeiner Form interessieren, sodass sie sowohl zur Beschreibung als auch zur Auswertung der Geschäftsprozesse dienen können.
Viele Eigenschaften dieser mehrfach verwendeten Objekte bleiben überwiegend stabil, unterliegen also meist nur wenig Änderung und erfordern deshalb außer bei der Neuanlage häufig keinen besonderen Arbeitsaufwand - die typischen so genannten "Stammdaten".

2) Prozessverwaltung (Bewegungsdaten, Transaktionsdaten)

Im Gegensatz zu den stabilen, praktisch "eindimensionalen" Stammdaten protokollieren Bewegungsdaten die Geschäftsprozesse selbst. Die Objekte, die von Bewegungsdaten repräsentiert werden, sind typischerweise dynamisch, die sie weisen verschiedene Stadien auf und durchlaufen eine Reihe von Zuständen wie Aufträge, die geliefert und dann berechnet werden, oder Projekte, die zuerst definiert, dann abgeleistet und intern oder extern verrechnet werden müssen.

2.1) Aufgaben

Prozessen gemeinsam ist, dass sie nicht nur eine stabile Zustandsebene aufweisen wie die Stammdaten, sondern auch eine Zeitschiene berücksichtigen müssen: einen geregelten Ablauf von Zuständen. Ihre Ziele sind dabei mehrfach:
- (Rechtssichere) Dokumentation der Geschäftsprozesse
- Kontrolle der aktuellen Geschäftsprozesse
- Bewertung der vergangenen Geschäftsprozesse
- Planung der zukünftigen Geschäftsprozesse

2.2) Gegenstand

Allen Prozessen ist gemein, dass sie Aktivitäten (Tätigkeiten, Services, Funktionen) in ihren sachlichen und chronologischen Eigenschaften und Abhängigkeiten abbilden, eine Unterscheidung, die auch in allen Modelliersprachen augenfällig ist und auf der Natur der Information, identifizierbare wiederholbare Zustandsveränderung zu sein, beruht.
Je individueller Prozesse gehandhabt werden, je weniger standardisiert und automatisiert sie sind, desto allgemeiner müssen diese Tätigkeiten und Termine behandelt werden: ein Grund, warum die moderne CRM (die Kundenbetreuung) sehr viel flexibler hinsichtlich der Aktivitäten und Kalenderfunktionen ist als die seit langem verwendeten Funktionalitäten der ERP. Diese werden schließlich genau deshalb seit langem edv-technisch unterstützt, weil sie einfacher automatisierbar waren - und das heißt, weil sie sich besser in Schablonen wie Aufträge/Lieferscheine/Rechnungen pressen lassen als die Kundenbetreuung, die ihren höchsten Nutzen gerade dann gewinnt, wenn sie eben nicht stereotyp verläuft.
Dennoch haben auch die hochgradig standardisierten Funktionen/Tätigkeiten der ERP letztlich genau dieselben grundlegenden Eigenschaften wie die Aktivitäten der Kundenbetreuung oder einer Projektverwaltung.

2.2.1) Prozess

Ein Prozess ist ein Geschäftsvorfall im Ganzen, das heißt er ist der Durchlauf von Ereignissen durch eine Firma von Beginn des Eintritts in ihren Kontrollbereich bis zum Verlassen desselben (end-to-end process).

2.2.2) Aktivität/Tätigkeit/Service/Funktion/Zustandswechsel

Ein Prozess wird in Aktivitäten unterteilt, die Ressourcen wie Mitarbeiter, Artikel oder Geschäftsausstattung verbrauchen (beschrieben durch Stammdaten) und deshalb sowohl Zeit als auch Kosten beanspruchen. Aktivitäten dienen dazu, ein bestimmtes Ziel mit Hilfe dieser Ressourcen zu erreichen. Wegen ihres zeitlichen Charakters weisen sie typischerweise "Stadien" auf: Sie sind in Planung, in Angriff genommen oder erledigt. Darüber hinaus erfordert ihre Zielgerichtetheit auch Bewertungen hinsichtlich der Qualität, inwieweit also die (Zwischen)Ergebnisse mit den Zielen übereinstimmen: Das heißt einerseits, inwieweit das, was erreicht werden sollte, erreicht wurde, und andererseits, inwieweit es mit dem erreicht wurde, was dafür zum Verbrauch vorgesehen war.

2.2.3) Kalender/Zeitmanagement/Zustandsfolge

Ein Kalender ist eine chronologische Übersicht über Aktivitäten pro "Stammdatum", protokolliert also die Inanspruchnahme von Mitarbeitern und Ressourcen wie Geschäftsräume oder -wagen und bietet dadurch ein Messwerkzeug für deren Auslastung und Effizienz. Werden dazu noch die anfallenden Kosten bestimmt, erlauben diese eine zeitgenaue Bestimmung von Aufwänden für die einzelnen Aktivitäten und stellen damit einen wesentlichen Teil der Kostenträgerrechnung und damit Kalkulation dar. Ihre "objektbezogene" Auflistung von Aktivitäten macht sie besonders wertvoll als Protokoll der vergangenen Tätigkeiten mit Zeitangaben und als Kontrollinstrument für kommende Ereignisse.

2.2.4) Bestandsaufnahme/Abschlüsse/Inventur/Zustand

Da die Objekte der Prozessverwaltungen typischerweise nicht zeitlich auf einen Punkt zu fixieren sind, die Wiederholbarkeit der Information jedoch die exakte Bestimmung von Anfangs- und Endzuständen erfordert, kommt auch die betriebswirtschaftliche Informationsverarbeitung nicht darum herum, regelmäßig klare Verhältnisse zu schaffen. Die bekanntesten sind dabei sicher die Inventur oder die periodischen Abschlüsse der Buchführung in ihren diversen Ausprägungen, doch ist diese "Klarstellung von Verhältnissen" bei jeder Prozessverwaltung spätestens bei den Wechseln der Wirtschaftsjahre zu finden.

2.3) Module

Typen von Geschäftsprozessen, die softwaretechnisch gerne zu so genannten "Modulen" zusammengefasst werden, orientieren sich an den zu erledigenden Aufgabenschwerpunkten und stimmen nicht zuletzt aus organisatorischen Gründen häufig mit den Unternehmenseinheiten überein wie Einkauf, Lager, Vertrieb oder Buchführung.
Historisch gesehen eroberte sich die Automatisierung zuerst die hochgradig standardisierten Arbeitsgebiete, doch im Lauf der Zeit kamen/kommen aufgrund des technischen Fortschritts immer mehr hinzu. Ziel ist zwar das RTE - das Real-Time-Enterprise -, in dem alle Unternehmensvorgänge maschinell erfasst, überprüft und gesteuert werden können, unabhängig davon, ob sie nun von Menschen oder Maschinen bewirkt werden, doch steigt der Automatisierungsaufwand zwangsweise mit dem (abnehmenden) Grad der Standardisierung des Arbeitsgebietes. Nach Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten kommt für viele Unternehmen eine Vollautomatisierung deshalb gar nicht in Frage.

zu Buchführung, Marketing, Einkauf, Bestandsführung/Lager, Produktion (PPS), Projekte, Verkauf, Personal: s. Grundlagen betriebswirtschaftlicher Software (pdf, 207 KB)

3) Wissensverwaltung (Auswertung, Kontrolle, Steuerung)

Aus den vorhandenen Geschäftsvorfällen lassen sich Rückschlüsse aller Art gewinnen über die aktuelle Situation der Firma, ihrer Umwelt sowie ihrer Entwicklung. Auswertungen dienen dabei nicht nur zur reinen Bestandsaufnahme, sondern vor allem auch der Gewinnung zuverlässiger Verlaufswerte, um negativen Tendenzen gegensteuern zu können und zuverlässige Plandaten für zukünftige Entscheidungen zu gewinnen.
Überschneidungen zur Prozessverwaltung ergeben sich bei den Kontroll-, Bewertungs- und Planungsaufgaben. Während die Prozessverwaltung diese jedoch individuell für jeden einzelnen behandelten Geschäftsprozess durchführt, hat die Wissensverwaltung einen anderen Fokus: das gesamte Unternehmen.

3.1) Aufgaben

Die Wissensverwaltung dient vor allem zur effizienten Koordination des gesamten Unternehmens. Ihre Ziele sind dabei mehrfach:
- Leistungsbezogene Darstellung der Unternehmenssituation
- Kontrolle der aktuellen Unternehmenssituation
- Bewertung der vergangenen Unternehmenssituation
- Planung der zukünftigen Unternehmenssituation

3.2) Gegenstand

Der Gegenstand der Wissensverwaltung ist deshalb das gesamte Unternehmen im Wechselspiel mit seiner Umgebung.

2.2.1) Unternehmen

Das Unternehmen ist dabei die gesamte Organisation aus Menschen, Material und Kommunikation, die letztlich nur zu einem Zweck zusammenarbeitet: das Unternehmen am Laufen zu halten. In der freien Wirtschaft heißt dies, Artikel oder Dienstleistungen herzustellen, die Gewinn verschaffen, bei denen also der Ertrag den Aufwand übersteigt, bei Non-Profit- oder staatlichen Unternehmen bedeutet dies, den jeweiligen Satzungs- oder öffentlichen Auftrag zu erfüllen. In allen Fällen muss jedoch das "finanzwirtschaftliche Gleichgewicht" gewahrt bleiben: Die Organisation muss liquide bleiben, um ihre Bedürfnisse auch befriedigen zu können.

2.2.2) Ressourcen

Die Organisation des Unternehmens setzt sich aus Ressourcen aller Art zusammen wie Menschen oder Maschinen, aber auch immateriellen Wirtschaftsgütern wie Patenten oder Konzessionen.

2.2.3) Prozesse

Die Ressourcen wirken aktiv oder passiv an den Prozessen des Unternehmens mit, die das Ziel des Unternehmens erwirken sollen.

3.3) Module

Die Typisierung von Auswertungen richtet sich üblicherweise nach dem Bereich der Prozessverwaltung, aus deren laufendem Datenmaterial die gewünschten Informationen durch Vernetzung und Filterung ermittelt werden, um durch geschicktes Reporting (Abfragen und Berichterstellung, Datenauswertung "Data Mining") die leistungsbezogene Darstellung als Basis für die Bewertung und Analyse der Vergangenheitsdaten, die Kontrolle und Konsolidierung der laufenden Geschäftsvorfälle und die Planung der zukünftigen zu gewinnen.
Deshalb ist auch hier der Reifegrad und/oder die Innovationsfreude der Module durch die Standardisierung der zugrunde liegenden Prozesse vorbestimmt, soll heißen, je weiter verbreitet und je besser eingeführt eine Prozessverwaltung (wie die Buchführung) ist, umso klarer haben sich bestimmte Auswertungsstrukturen als "Best Practices" herauskristallisieren können.
Aufgrund der modernen Möglichkeiten der Kommunikation ergeben sich jedoch ständig neue Zusammenhänge, sodass die folgende Aufstellung von Modulen sich nur auf die Einteilung nach der Herkunft der Datenbasis beschränkt.

zu Controlling, Business Intelligence/Reporting: s. Grundlagen betriebswirtschaftlicher Software (pdf, 207 KB)

4) Abgrenzung der Bereiche (ERP, CRM)

ERP (Enterprise Resource Planning) schließt im weitesten Sinne alle Funktionsbereiche, Geschäftsprozesse und Geschäftsregeln eines Unternehmens ein, wozu Marketing, Einkauf, Materialwirtschaft, Lager, Produktion und Vertrieb gehören sowie Buchführung und Controlling, Personal, Qualitäts- und Workflow-Management der innerbetrieblichen Prozesse.
CRM ( Customer Relationship Management, Kundenbetreuung) ist deshalb letztlich ein Bestandteil von ERP, wird jedoch aufgrund der historischen Entwicklung der ERP aus der Materialwirtschaft und der Auftragsabwicklung heraus als eigenständiges (Unter-)Aufgabengebiet angesehen, zumal es besonders die moderneren Entwicklungen der Technologie addiert. So ist in der Praxis der CRM-Systeme die Individualisierung als Anpassung an vorhandene Unternehmensstrukturen und IT-Gegebenheiten so in den Vordergrund der realen Projekte getreten, dass selbst Fraunhofer den Begriff "CRM" nur vage definiert als eine Geschäftsstrategie, die den Kunden in den Mittelpunkt stellt.
Eines jedoch hat jedes vernünftige CRM: die zentrale, bereichsübergreifende Kundendatenbank, sprich eine mehr oder minder ausgefeilte Adressverwaltung (Objekt). Als nächstes folgt schon das so genannte "Kontaktmanagement", das "kommunikative CRM", bei dem die einzelnen Vorgänge, die zwischen Kunden und Firma vorkommen, protokolliert werden, ob es nun Telefonate, Emails oder Briefe sind. Dass hierbei Aufgaben anfallen, die mit Terminen versehen erledigt werden müssen, ist selbstverständlich. Das "operative CRM" knüpft an ein solches Kontaktmanagement an und baut es den jeweiligen Prozessen entsprechend aus. So ist die Kampagnenverwaltung für strukturierte Massenkontakte via Email oder aufgrund von Messeauftritten geeignet, die vom Unternehmen gesteuert werden, das Anfrage- oder das Beschwerde-Management behandelt dagegen Aktivitäten, die vom Kunden initialisiert werden. CRM kann aber auch alle modernen Kundenbetreuungs-Methoden wie E-Marketing oder SFA (Sales Force Automation) oder die Mobilanbindung beinhalten, die ihrerseits als Unter-Aufgabengebiete auch spezialisierte Software-Produkte aufweisen können.
Überschneidungen zwischen der "typischen" ERP und CRM liegen deshalb vor allem in der Adressverwaltung sowie im Angebotsbereich vor, denn Kunden sind zwingende Notwendigkeit für alle Aufträge - und Angebote, die aus der Arbeit der Kundenbetreuung/des Vertriebs resultieren, gehen üblicherweise Aufträgen voran.

Deshalb werden zum ERP-Bereich gezählt:
- Leistungsorientierter Kalender
- Einkauf
- Bestandsführung / Lager
- Produktion
- Leistungsorientierte Projekte
- Verkauf
- Personal

Zu CRM gehören:
- Kundenorientierter Kalender
- Marketing mit Kontakt- und Kundenpflege
- Kundenorientierte Projekte

Sonderstellung der Buchführung:
Aus der historischen Entwicklung der ERP aus der Materialwirtschaft und der Auftragsabwicklung heraus wird die Buchführung häufig nicht zur traditionellen ERP gezählt, doch im neueren erweiterten Begriff der ERP, der auch viele moderne Erweiterungen und technischen Ergänzungen mit aufgenommen hat, ist auch die Buchführung enthalten.

5) Grundlegende Funktionen

Zu den grundlegenden Funktionen werden diejenigen gezählt, die in praktisch jedem Unternehmen anfallen und sei es auch noch so klein. Da gerade in den kleinsten Betrieben die Menschen dominieren und damit die Individualität, richtet sich die folgende Funktionsaufstellung nach Beispieldaten, die einen fiktiven Tag in einem KMU (kleine und mittlere Unternehmen) repräsentieren und auf der Website des Verlags gefunden werden können.

zu Tabelle der Stamm- und Bewegungsdaten: s. Grundlagen betriebswirtschaftlicher Software (pdf, 207 KB)



Die im Text angeführten Links stammen von Mitte 2005 - eine spätere Gültigkeit kann deshalb nicht gewährleistet werden.

© bussole IV 2005